Go Raw Be Alive
Go Raw Be Alive
(Rating: 95%)
“Rohkost bedeutet nur Salat und Gemüsesticks zu knabbern? Ab jetzt nicht mehr! Denn die „lebendige Nahrung“ wird nun auch kreativ und vielfältig verarbeitet – es wird gemixt & mariniert, gedörrt & gekeimt. Neben einfachen Basic-Gerichten für jeden Tag, wie grüne Smoothies und Zucchini-Pasta, lassen sich auch Klassiker wie Pizza, Lasagne oder Käsekuchen zubereiten – und sind mindestens genauso lecker wie ihre nicht-rohen Vorbilder. Ein großer Einleitungsteil gibt alle nötigen Informationen zu Produkten, Zubereitungsarten, Geräten und Utensilien, die man für den Einstieg in die Rohkostküche benötigt. “
Da ich zeitweise auf 100% Rohkosternährung umgestiegen bin, dachte ich muss ich mir auch entsprechende Fachliteratur besorgen und bin dann bei dem Kosmos Verlag dann fündig geworden. Go Raw be Alive von Boris Lauser, eines der Bücher die mir selber schon von 3 Seiten empfohlen wurde und daher Grund genug um das Buch unter die Lupe zu nehmen.
Als Erstes fällt sofort der absolut billige Preis von unter 20€ für ein Hardcover Buch mit 160 Seiten und einer Seitengröße von 24 x 27 cm ins Auge. Aus eigener Erfahrung weiß ich dass da die Gewinnspanne absolut klein ist und das auch aufgrund der vielen Bilder rein vom Materialaufwand ein absolut unglaublich guter Preis ist. Aber wenn nur Müll drin steht, dann hilft uns das auch nicht weiter. Also das nur mal vorne weg. Das Buch ist kein reines Rezepte Buch, auch wenn das zweifellos den größten Teil des Buches ausmacht!
Auf den ersten 50 Seiten werden grundsätzliche Dinge zur Rohkost gesagt, d.h. warum Rohkost gut ist und wie Rohkost sich in den Alltag integrieren lässt. So hat man von Anfang an das Gefühl dass man sanft in die Thematik herangeführt wird. Auch wird hier nicht mit “nur 100% Rohkost ist gut” argumentiert, sondern der Autor selber, ein bekennender Rohköstler sagt offen und ehrlich dass er selber auch nicht 100% Rohkost zu sich nimmt, sondern irgendwo bei 75% liegt. Was auch von anderen bekannten Rohköstlern so als die Grenze gilt, wo man noch von einem rohköhstlichen Lebensstil spricht. Also wirklich völlig undogmatisch und sympathisch der Boris.
Die folgenden Rezepte sind in Frühstück, Suppen, Salate, Brote, Warps & Dips, Hauptgerichte und Desserts eingeteilt. Die Zutaten sind allesamt in jeden gut sortierten Bio Laden zu finden. Eine Sache ist mir allerdings wieder aufgefallen, dass einmal mehr Rohkost nicht zwangsläufig vegan bedeutet. Boris argumentiert dass man Honig nicht ersetzen kann, aber so kann man mit jeden beliebigen Lebensmittel argumentieren, wenn man exakt das Lebensmittel konsumieren möchte, egal ob das Fleisch, Käse oder Fisch ist. Entsprechend der Hinweis für Veganer, dass einige der Rezepte Honig als Zutat enthalten und man sich daran stören könnte. Allerdings für mich persönlich war Honig schon immer eklig von daher wäre das so oder so rausgeflogen.
Zu jedem Gericht gibt es ein exklusiv für das Buch angefertigtes Foto. Man muss das heutzutage wirklich herausstellen. Der Fotograf Rafael Pranschke, hat alle Gerichte des Buches nachgekocht und diese dann fotografiert. Hier erkennt man die Liebe die in diesem Buch drin steckt. Auch die persönlichen Anekdoten des Autors und vielfältige Hinweise bei der Zubereitung und Abwandlung der Gerichte, lässt ein Gefühl aufkommen als ob Boris neben Dir steht und Dir erklärt was zu tun ist. Ein wunderbares Lesegefühl.
Weiterhin wenn man heutzutage Rezeptbücher kauft im Bereich gesunde Ernährung kann man an einer Sache immer sehr gut erkennen, ob das Buch mit Liebe oder nur versucht wurde das Buch irgendwie zu füllen. An der Anzahl der Seiten die Rezepte für grüne Smoothies verbraucht. Ich könnte aus dem Stehgreif einfach mal 100 Smoothierezepte an einem Tag runterschreiben, die allesamt gut schmecken würden, weil Smoothies immer gut schmecken. Eine Unsumme an Smoothierezepten brauch kein Mensch und sind einfach nur billigsten Füllmaterial!
Als ich gesehen habe, dass Boris die Smoothies in 2 Seiten abhandelt, war ich endgültig überzeugt dass hier ist ein Buch auf meiner Wellenlänge! Echt großes Kompliment. Wo er auch besonders meinen Geschmack trifft und was mir sehr positiv aufgefallen ist, dass er die Bedeutung der Kohlenhydrate und den aktuellen wissenschaftlichen Konsens dass eine gesunde Ernährung von Kohlenhydraten dominiert werden sollte und Fette nur sehr dosiert einzusetzen sind in den meisten Rezepten bewusst oder unbewusst verfolgt. Gerade bei der Rohkost die häufig von fettreichen Speisen dominiert ist, muss man auch das positiv anmerken. Hier geht es darum Rohkost als gesunde Nahrung zu begreifen und nicht eine Gourmetrohkost zu kreieren die man nicht tagtäglich zu sich nehmen sollte.
Die Rezepte sind auch querbeet von ultraeinfach bis anspruchsvoll und für jeden was dabei. Insbesondere bei der Zubereitung der Rezepte bekommt man Stück für Stück die Basics der Rohkost spielend beigebracht und kann die Rezepte als Ausgangspunkt für seine eigene Reise durch die Rohkost einsetzen. Und das sollte man auch vorhaben, denn wenn man nicht Feuer und Flamme für die Rohkost ist, dann kann ich das Buch nicht empfehlen. Zum Einen braucht man zwingend, einen Mixer & ein Dörrgerät um den Großteil der Rezepte zu machen. Und sehr viele Rezepte benötigen lange Vorbereitungsphasen, die von ein paar Stunden zum Einweichen von Nüssen bis über mehrere Tage wie bei der Herstellung von Sprossen gehen.
Wer hier einfach ein paar schnelle rohvegane Rezepte möchte, der ist hier an der falschen Adresse. Das Buch ist ganz klar für diejenigen konzipiert, die sich ernsthaft mit der Ernährungsform die, durch die direkte Verarbeitung unbeschädigter Nahrung, potentiell am Gesündesten ist, auseinandersetzen wollen. Dafür ist das Buch toll. Gerade weil auch die Rezepte einen schönen Querschnitt über die Vielfalt der Rohkost geben und nicht nur Abwandlungen voneinander sind, wie auch schon bei den Smoothierezepten angemerkt.
Alles in allem gebe ich gerne 95% weil Preis/Leistung einfach stimmt und der Inhalt TOP ist.