Unsere Ernährungsbiografie: Wer sie kennt, lebt gesünder
Unsere Ernährungsbiografie: Wer sie kennt, lebt gesünder
(Rating: 58%)
Um Ernährung kommen wir nicht herum, sie begleitet uns das ganze Leben – wir haben tatsächlich eine Ernährungsbiografie – auch wenn uns das nur selten bewusst ist. Je nach Alter favorisieren wir einen bestimmten Lebensstil und probieren immer wieder neue Ernährungsformen oder Diäten aus. Dabei kann es zu folgenschweren Mangelerscheinungen kommen, die uns dick und krank machen. Endlich ein Buch, das die Vor- und Nachteile der wichtigsten Diäten und Ernährungsratschläge umfassend analysiert. Hans Konrad Biesalski, der renommierte Ernährungsmediziner, erklärt, wie wir unsere Ernährungsbiografie so gestalten, dass wir gesund bleiben.
Prof. Dr Hans Biesalski, an diesen Namen kommt man in Deutschland wenn es um gesunde Ernährung geht kaum vorbei. Er hat nun in einem Buch zusammengefasst, was gesunde Ernährung ist und räumt mit Ernährungsmythen auf! Als ich in einer Bücherei kurz in das Buch reingelesen habe, war ich sehr angetan von dem was ich gelesen habe und habe mir nun dieses Buch zur Rezension schicken lassen um genau reinzuschauen und evtl. Dir wieder ein tolles Ernährungsbuch empfehlen zu können. Aber ist das so? Du erfährst in diesen Buch quasi frisch aus dem Hörsaal einiges interessante zu den ersten 1000 Tagen nach der Geburt und wie wichtig diese Phase für die Entwicklung der eigenen Physiologie ist. Auch das Thema Epigenetik und anschauliche Beispiele wie die Umwelt Deine Genetik verändert sind genauso interessant, wie neue Forschungen zur obesogenen Umwelt, also die dickmachende Umwelt. Das Buch ist weit mehr als eine Abhandlung von Lebensmitteln, sondern erfasst alle Spektren der modernen Ernährungswissenschaften. Also auch Themen, wie die verschiedenen Arten von Fettgeweben, die interessanterweise aus gesundheitliche Sicht nicht alle schlecht sind. Er äußert sch wissenschaftlich fundiert zu Nahrungsergänzungsmitteln, nicht nur generell sondern auch bei den verschiedenen Ernährungsweisen. Welche als Solches auch von ihm im Details bewertet werden. Auch für viele neu, ist der Zusammenhang von Cortisol und Fettleibigkeit. Also thematisch hat das Buch richtig viel zu bieten und der Ansatz ist ganz klar in der modernen Wissenschaft zu finden.
Das ganze Buch ist trotz des im Fach stehenden Autors in einer gut zu verstehenden Sprache gehalten, so dass dies problemlos von jedem Menschen unabhängig seines Bildungsgrads lesbar ist. Also für Laien absolut verständlich. Er stellt Zusammenhänge zudem sehr einfach dar und bleibt bei den meisten Themen recht neutral. Der wissenschaftliche Anspruch eben. Er zeigt deutlich auf, wie die Medizin also Dein Arzt gar keine Ahnung von der Ernährung haben kann aber er appelliert dabei weniger an die Selbstverantwortlichkeit und sich selber intensiv mit der Ernährung auseinanderzusetzen, sondern er empfiehlt eher sich komplett zu entspannen und dem Ernährungsthema kaum Bedeutung beizumessen. Das zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Und wer den Zusammenhang von Stress und Gesundheit aus meinen Videos kennt, der weiß dass es tatsächlich eines der großen gesundheitlichen Probleme der heutigen Zeit ist, sich zu dogmatisch und zu wehemend mit seiner Ernährung zu beschäftigen. Aber er mahnt auch dazu weniger zu essen, verpasst aber die Chance dort ins Detail zu gehen, was neueste Forschungen zum Thema Kalorienrestriktion und Lebenserwartung angeht.
Er setzt sich nachvollziehbarer Weise immer wieder mit dem Thema Geldverdienen mit dem Thema Ernährung auseinander und mahnt dabei zu mehr Bewusstheit. Sehr gut! Gerade auf dem Gebiet der Nahrungsergänzungsmittel fließt so viel Geld in die Taschen der Anbieter, dass man gar nicht genug darauf hinweisen kann. Zumal die Zufuhr von NEM durchaus auch Gefahren birgt, da die Einnahme von herausgelösten Nährstoffen nichts ist, was in der Natur so vorkommt. Seine Ausführungen zu den verschiedenen Arten von Fettgeweben und dass nicht jeder der dick ist automatisch kränker ist, als jemand der dünner ist, sind durchaus wertvoll um die Bewusstheit der Menschen zu weiten und Vorurteile abzubauen. Was seine Weitsicht unterstreicht ist dass er das Thema Gesundheit auch weiter fasst und sehr häufig auf Sport und Bewegung hinweist. Sehr häufig unterschätzt in anderen Büchern.
Er erklärt warum einige Ernährungsrichtlinien, wie die Salzzufuhr aus einer wissenschaftlichen Unsicherheit heraus entstehen und man nicht unbedingt jede aktuelle Empfehlung als Stein der Weisen interpretieren muss. Er räumt mit dem Vorurteil auf dass Insulinresistenz nur durch Kohlenhydrate ausgelöst wird und versucht deeskalierend auf den Makronährstoffstreit einzuwirken, indem er meint, dass die Nährstoffe Fett und Kohlenhydrate sich beliebig ersetzen können. Da sind wir bei einem Punkt, der auch wieder sehr vereinfacht dargestellt ist und vielleicht noch durchgewunken werden kann um eben eine zu verbissene Einstellung entgegenzuwirken. Viele wichtige und richtige Punkte und das Buch bewegte sich schon in Dimensionen jenseits einer Bewertung von 80 oder sogar 90% Punkten, aber mit zunehmender Konkretisierung der Themen erkennt man nicht nur fachliche Defizite, sondern auch eine stark subjektive und emotionale Befangenheit des in den ersten Kapiteln doch sehr nüchtern und seriös auftretendenen Herrn Biesalski.
Aber bevor wie endgültig zu meiner Kritik an dem Buch kommen noch eine Sache die mir sehr angenehm aufgefallen ist und wo andere Bücher sich gerne ein Beispiel nehmen können. Die Studien im Studienverzeichnis sind nicht nur genannt, sondern jeweils mit einem Wort oder einer Phrase noch einmal thematisch zugeordnet. Sehr gut und so das erste Mal gesehen.
Ok, also wo ist noch Luft nach oben? Generell sind zwar viele aktuelle Ansätze in der Diskussion, die Herangehensweise ist aber durchweg sehr konservativ und einiges des Niedergeschriebenen schon deutlich wiederlegt. Der Autor erklärt zum Beispiel deutlich wo die Grenzen des glykämischen Indexes sind, realisiert aber gar nicht, dass es mit dem Food Insulin Index schon eine neuere Version des Glykämischen Indexes gibt, der eben dessen Schwachstellen schon verbessert hat. Dann gibt er im Inbrunst der Überzeugung von sich, dass große Studien zeigen, dass gesättigte Fette nicht so schlimm sind, sondern nur die Transfette. Während er natürlich Recht bzgl. Der Transfette hat, so war es für mich in erster Instanz erstmal verwunderlich warum er sowas schreibt. Gut dachte ich, wahrscheinlich weil er wieder einmal etwas simplifizieren möchte um den Menschen die Angst zu nehmen.
Aber dann als er die Themen tierische Ernährung und Milch zu erörtern beginnt, wird wieder einmal mehr deutlich, dass bei dem Thema Fleisch auch Wissenschaftler krampfhaft daran festhalten wollen und der Confirmation Bias knallhart zuschlägt. Da schreibt er doch tatsächlich „Wenn man Kartoffel weglässt, dann darf das Steak größer sein, alles gut…“ Steak = Rotes Fleisch = starkes Karzinogen. Klar auch hier könnte man sich irgendwie mit dem Argument trösten, er will halt nur keine Panik verursachen und daran ist auch nichts falsch. Bis zu einem gewissen Grad…
Er geht dann auch direkt über in Statements wie „Einen Nachteil beim Konsum von Milch gibt es nicht, wenn man nicht laktoseintolerant ist“ Zum einen gibt es nicht nur 0 und 1 bei Laktoseintoleranz und zum anderen sind offenbar Themen wie Beta Casamorphin und Antibiotikaresitenzen neben noch einigen anderen nicht bis zu Herrn Biesalski vorgedrungen. Spätestens aber dann wo er anfängt süffisant der gesteigerten Sensibilität was das Thema Ernährung angeht zu entgegnen, dass man ja nun kein Zucker und kein Fett mehr essen kann und er ins polemische überschwenkt hat sich mein grundpositiver Eindruck in den ersten Kapiteln aufgelöst. Wie aus dem Nichts holt er dann mal ein Zitat aus der Hüfte: „ Wenn man nur Pflanzenkost genießt, dann ist man auch nur ein vegetierendes Wesen und hat keine Tatkraft!“ Hallo? Genug Topsportler existieren mittlerweile die jahrelang sich pflanzenbasiert ernähren?! Und dann landet er dann auch bei dem Thema pflanzliche Ernährung. In dem er einfach mal eine vegetarische Ernährung als Gegenentwurf zu einer fleischbeinhaltenten Ernährung wie Paläo platziert. NEIN Herr Biesalski, der Gegenentwurf zu einer Ernährung mit tierischen Produkten ist eine vegane Ernährung. Diesen Aspekt ignorierend holt er sich ein paar Studien ins Boot wo eine vegetarische Ernährung einer ominivoren was die Gesundheit angeht nicht überlegen ist. Ja, Vegetarier nehmen auch viel Milch und Milchprodukte zu sich, die eben sowohl das von Herrn Biesalski als nicht existenz bezeichnete Problem der gesättigten Fettsäuren haben, als auch diverse andere Problematiken wozu ich schon viele Videos auf meinem Youtube Kanal gemacht habe. Aber dann kommt er nicht umhin zu bestätigen, dass bei einer veganen Ernährung, ohne diese als eigenes Ernährungskonzept so vorzustellen wie er es mit anderen Ernährungsweisen getan hat, man von positiven gesundheitlichen Effekten ausgehen kann, wie weniger Krebs positive Effekte auf die Herzgesundheit. Aber er versucht dann zu relativieren, denn bei Veganern bei welchen in den Studien die positiven Effekte festgestellt wurden, sei “eben eher davon auszugehen, dass der allgemein gesündere Lebensstil der Veganer dazu beigetragen hat.” JA KLAR Hr. Biesalski, Veganer leben total gesund aber die Ernährung hat da nichts mit zu tun. Vielleicht, aber nur vielleicht Hr. Biesalski gibt es einen Grund warum Menschen die sich Veganer nennen auch pflanzlich ernähren? Und nur vielleicht ist die Art und Weise wie sie sich ernähren, der absolute Kernpunkt warum Veganer Veganer sind. Und auch nur vielleicht, ist genau die Abwesenheit von tierischer Ernährung und damit Karzinogenen, Antibiotika, Cholesterin & Co ein Grund warum Veganer gesünder sind? Dann wird es noch kurioser.
Er stößt in das veraltete Horn aus dem letzten Jahrtausend, dass Veganer ja Vitaminmangel haben werden. Vor allem immer aus dem Grund dass die Vitamine in Obst & Gemüse nicht so bioverfügbar wären. Zum Beispiel bräuchte man um seinen Vitamin A zu decken 12 mal so viel wie wenn man direkt das Vitamin A aus der Leber einer Kuh bekommt. Um den Tagesbedarf zu decken müsste man O-Ton nicht unerhebliche Mengen wie 200ml!!! Möhrensaft zu sich nehmen. Abgesehen davon dass der Wert nicht denen der aktuellen Ernährungsdatenbanken entspricht, wo 1-2 Stücke von einer Möhre völlig ausreichen würden, sind selbst 200ml Möhrensaft keine „nicht unerheblichen Mengen“. Hr. Biesalski scheint komplett in völliger Unberührtheit was eine pflanzliche Ernährung angeht zu leben. Denn man isst natürlich viel mehr an Getreide, Gemüse und Obst als wenn man tierische Produkte zu sich nimmt und das Veganer keinen Mangel an Nährstoffen haben müssen, ist hinlänglich belegt.
Die WHO stellt sogar mittlerweile bei Kleinkindern, Babys und Schwangeren den gesundheitlichen Nutzen einer pflanzlichen Ernährung heraus. Dann wird das noch garniert mit dem Mythos dass nur Veganer Vitamin D Mangel haben, wozu ich gar nichts sagen brauche. Generell scheint er sich wunderbar in der Nährstoffen von tierischen Produkten auszukennen, aber meint dass es schier unmöglich sei und von keinem ernsthaften Ernährungswissenschaftler empfohlen würde eine Ernährung ohne Nüsse und Öle durchzuführen, weil man sonst kein Vitamin E zu sich nehmen könnte. Einer der ergiebigsten, regionalen und preiswertesten Quellen sind Sonnenblumenkerne. Sein Abschlußstatement was denn nun eine gesunde Ernährung ist, ist bezeichnend, weil man da wunderbar den Anspruch an Gesundheit erkennt. EINE GESUNDE ERNÄHRUNG IST EINE ERNÄHRUNG DIE NICHT KRANK MACHT! Tja, man muss dazu sagen, dass Hr. Biesalski auch ein gehörigen Bäuchlein vor sich herträgt und wahrscheinlich wirklich einfach froh ist bei der Konsum an tierischen Produkten von Krankheiten verschont zu bleiben. Aber zwischen keine Krankheiten zu haben und das maximale an Lebensgefühl und Potential aus seinem Körper rauszuholen liegen wie sich pflanzlich ernährende Menschen bestätigen werden, WELTEN! Aber leider ist dieser Anspruch, nur nicht krank zu sein, oft die Grundlage für Nährstoffberechnungen und damit ein Aspekt warum bei veganer Ernährung immer wieder von einem Mangel gesprochen wird. Wer weniger Schadstoffe aufnimmt und weniger aufwendige Säurebildner neutralisieren muss, der braucht auch weniger Nährstoffe und ist damit NICHT Im Mangel.
Grundlegend kann man sagen, dass das Grundanliegen, sich zu entspannen und der Appell sich mehr zu bewegen löblich ist. Aber Hr. Biesalski bewegt sich dabei selber nicht aus seiner Komfortzone heraus und ignoriert beständig aktuelles Wissen, simplifiziert dann letztlich doch zu viel und glänzt mit Ignoranz bei Themen, die ihn offensichtlich selber betreffen. Wer sich dessen bewusst ist, kann neutrale Themen wie Epigenetik oder obesogene Umwelt guten Gewissens lesen und einiges dazulernen. Von mir gibt es summa summarum 58% und damit eine knappe Empfehlung wenn man weiß worauf man sich einlässt. Für die Masse der Menschen, würde ich es nicht bedingungslos empfehlen. Wenn DU allerdings einen Menschen kennst, der sich wirklich komplett verrückt macht während der Ernährung, dann würde ich auch da sagen, kann das Buch Sinn machen, da dies wirklich der Grundtenor ist und damit für entsprechend labile Menschen einen hohen gesundheitlichen Nutzen hat. Hier gehts zum Buch bei Amazon: https://t2m.io/HS5q9o3k
Dein Samu!